jeudi 2 août 2018

Zeichen

Seit ich acht Jahre alt war (und er auch) hält unsere Freundschaft. Wir waren beide in der zweiten Klasse und saßen in der selben Schulbank. Er saß in der ersten Bank, weil er nicht gut sehen konnte und ich musste mich neben ihn setzen. Da ich zu klein, (ich war um einen Kopf kleiner als die anderen Klassenkameraden) und frech war und immer dazwischen redete wenn ich die Lösung einer Aufgabe wusste oder mich auch versteckte und allein arbeitete, musste ich in die erste Bank wandern.

Gestern Morgen schickte er mir eine Nachricht. 
"Hallo, bist du da?"
"Hallo, aber ja bin ich wieder da. Nur für zwei Tage bin ich hier."

Als ich die letzte Woche da war, hatte ich vergessen ihm eine Nachricht zukommen zu lassen, dass ich da bin.
Immer wenn ich "nach Hause" komme schicke ich ihm eine Nachricht. "Hallo ich bin da."
Und für ein paar Stunden gehört die Welt uns. 

Ich habe die Zeichen der Freundschaft einfach vergessen. Noch gestern Abend kam er vorbei und schenkte mir wie immer ein kleines Päckchen mit meinen Lieblingsbonbons(Karamell-Milch-Bonbons). Solche Bonbons kauften wir uns immer nach dem Unterricht bei "Chez Eugène, Üschén wie wir ihn nannten. Ein Päckchen reichte uns für zwei Tage im Nachmittagsunterricht. Manchmal hoben wir einen für den Nachhauseweg auf. Die Süße verteilte sich in unserem Mund und wir hüpften und rannten von Asphaltplatte zu Asphaltplatte wobei wir nicht auf die Fugen und Risse treten durften, weil es Unglück brachte. Wenn wir doch darauf traten, sollten wir beten.
"Spinnst du? Wieso soll ich beten? Kann dir auch passieren, dass du auf die Fugen trittst." protestierte ich.
"Dann pass besser auf!" konterte er.
Und wenn wir rannten sah er die Fugen nicht.
Ich wies ihn nicht darauf hin, weil ich wollte nicht beten.
Wir aßen Caramel als wir im Frühling hinter den Häusern Veilchen sammelten für Sträußchen. Die Veilchen säumten die Rückseite der Häuser und den Streifen an den Holzzäunen. Wir pflückten auch ein paar Blätter und arrangierten sie zu einem Bukett. Er dachte immer daran Kordel mitzubringen. In unseren Hosen- und Jackentaschen hatten wir ein ganzes Sammellager für alles Mögliche. Wir hielten die Veilchen kopfüber, damit sie nicht welken.
Unsere Mütter und Omas stellten es in ein winziges Likörgläßchen und stellten es auf den Küchentisch.
"Lass die Veilchen da blühen wo sie hingehören. Sie gehören nicht in ein Glas. Hier welchen sie." Mama küsste mich auf die Stirn.
Es war eine Nichtigkeit, aber diese Nichtigkeit war für mich viel.
"Blumen sterben, wenn sie gepflückt werden, hat Mama gesagt." sagte ich ihm am nächsten Tag.
"Die leben doch gar nicht." sagte er und tippte mit seinem Finger an meine Stirn.
"Lass mich!" schrie ich.
"Ich habe dir nichts getan!" wunderte er sich. "Ich pflücke keine Blumen mehr."
Ich umarmte ihn und küsste ihn auf die Wange. Ein Freundschaftskuss den er erwiderte. Von da an waren wir Freunde. 

Leider hatte ich wenig Zeit mit ihm in alten Zeiten zu schwelgen wie immer.
Aber heute Morgen trafen wir uns zum café aux lait et éclaire  um die Ecke

Es tat uns gut, einiges von der Seele zu reden. Und Freundschaft ist auch Teil unseres Gleichgewichts. 
Obwohl ich glücklich bin, jeden Tag mit einem Menschen zu leben den ich sehr liebe und eine wunderbare Tochter habe, machen mich diese wunderschönen Momente der Freundschaft die über alle Zeiten hinweg hält ebenso glücklich.

Leider fahren wir heute schon wieder zurück zum anderen "nach Hause".
Ein Teil von mir bleibt aber hier.
Das ist mein Gleichgewicht.

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