dimanche 27 novembre 2016

Musik für die Ewigkeit * musique pour l'´éternité*






Ein kleines Bäumchen stand umgeben von riesigen und alten Bäumen in einem riesengroßen Wald. Die anderen Bäume beachteten es kaum. Sie nahmen ihm sogar das Sonnenlicht weg und schlugen es oft mit ihren Zweigen. Nur der Wind strich ihm ab und zu zärtlich durch die Zweige und wiegte es tröstend in seinen Armen.
So stand das Bäumchen lange Zeit da und bewunderte den Himmel über seinen Zweigen, dessen Umfang ihm unendlich zu sein schien.
Dieser Himmel und diese Wolken schienen, mit ihm in einer ihm unbekannten Sprache zu sprechen .
Und das Bäumchen bat den Wind ihm die Sprache des Himmels und die der Wolken beizubringen. Es wollte die Sprache der Unendlichkeit lernen. Es nährte sich mit den Mineralien aus der Erde, sammelte Kraft und wuchs auf einmal immer mehr. Es sehnte sich den Himmel mit seinen Ästen zu berühren. Es hatte das Verlangen, nach Wissen, nach Erfahrung, nach Leben. Es wollte sich aus seiner Erde herauszureißen, sich von der Erde befreien um weit, weit, zu reisen. Es wollte reisen und singen und es wollte unendlich werden.
Eines Tag blieb der Förster vor dem Bäumchen stehen und staunte über seine Größe und Stärke.
Da er ein guter Mensch war, fühlte er, dass das Bäumchen nicht glücklich war.
Er fragte es: - „Was bedrückt dich denn? Was ist los mit dir, dass du unbedingt groß und stark sein willst?“
Der kleine Baum starrte den Förster mit leuchtenden Blättern an und antwortete: „Ich wünsche mir mehr vom Leben, ich wünsche mir für die Ewigkeit zu leben. Ich will reisen und singen, den Wind begleiten und die Wolken umarmen.
„Vieles ist möglich wenn man es will,“ antwortete der Förster auf rätselhafter Art.

Die Zeit verging, und der Baum war jetzt groß und stark. Der Förster staunte über die Willenskraft und Stärke des Baumes. Er fragte ihn zum zweiten Mal:
„Und jetzt willst du immer für die Ewigkeit leben?“
„Oh ja,“ antwortete der Baum. „ Ich träume immer noch davon! Nichts wünsche ich mir sehnsüchtiger!“.
„ Ich glaube, dass ich dir helfen kann, aber es ist notwendig, dass du mir dein Vertrauen schenkst. Ich werde dich fällen und zerschneiden müssen.“ sagte der Förster leise.
Der Baum erschrak und schüttelte wild seine Äste. „Ich will ewig leben und nun sagst du dass du mich töten wirst. Wie soll ich dir denn mein ganzes Vertrauen schenken?“
„ Auch wenn es dir unmöglich scheint, aber irgendwann wird dein Stamm morsch werden, deine Äste werden brechen und die Stürme des Lebens werden dich nieder reißen. Ich verspreche dir, wenn ich dich fällen darf, dass du unendlich sein wirst.„
Nachdem er lange darüber nachdachte, akzeptierte der Baum den Vorschlag des Försters.

Der Baum litt still vor sich hin als der Förster seine Äste absägte und seinen Stamm in Brettern zersägte. Die Bretter verkaufte der Förster und daraus wurden Möbel hergestellt. Ein besonderes Brett aber gelangte in die Hände eines bekannten Geigenbauers.
Er baute aus diesem Herzstück des Baumes eine wunderschöne Geige. Er legte die Geige in eine seiner Geigenkiste und bot sie zum Verkauf an.
Doch niemand wollte die Geige kaufen. Der Baum litt viel und verzweifelte an seinem Schicksal, Er machte sich Selbstvorwürfe, dem Förster sein Vertrauen am geschenkt zu haben.
Eines Tages jedoch, kaufte ein junger Musiker die Geige. Als der Geiger die Kiste öffnete, die Geige vorsichtig aus der Kiste hob und sie mit seinen feinen Fingern delikat liebkoste, sagte sich der Baum: „Der Zeitpunkt ist gekommen. Ich gehe in die Ewigkeit ein.“
Als der Musiker mit dem Bogen zärtlich über die Saiten der Geige strich, vibrierten die Saiten und lockten dem Baum einzigartige Töne aus der Seele.
Er spielte und spielte und verzauberte die Menschen mit seinen traumhaften Melodien.
Der Baum sang mit dem Wind, tanzte mit den Wolken in der Unendlichkeit des Himmels nach der Musik für die Ewigkeit.

Du wohnst in den Noten
in der Geige,
in dem Bogen,
in den Sinnen,
in der Melodie
des Windes,
im Herzen der Wolken,
in der Ewigkeit des Himmels©Émilia Rennart ( Dez.2013)

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