mardi 10 septembre 2019

Lindenblütentee


Ich liebe den Herbst und seine Farben. Gestern am frühen Nachmittag (gegen 14:00 Uhr) hatte ich Pause. Urselten kann ich meine ganzen 45 Minuten Pause genießen.
Im Aufenthaltsraum roch es nach undefinierbarem Essen. Manche Kollegen lassen sich oft etwas liefern. Und es stinkt abartig.
Ich schnappte meinen kleinen esspressobraunen Lederrucksack, rannte die Treppe hinunter und wollte mich auf eine Bank im kleinen Park setzen. 
Pustekuchen! Daraus wurde nichts, denn er regnete. Die Sonne schien und vom Himmel sprühte ein feiner Regen. Ich setze mich auf die dunkelblaue Bank in der Raucherecke neben der Tür. 
Die Lindenbäume blühen Anfang Juni und die Silberlinden im August.
Wir haben September, aber wegen der lange andauernden Sommerhitze, litten die Bäume an Wassermangel und werfen früher ihre Blätter ab.
Ein paar Blätter lösten sich vom Lindenbaum und tanzen verloren im Wind, im feinen Sonnenregen und in der Zeit. Mit einem versteckten Lächeln in den Mundwinkeln bewunderte den Blättertanz der honigfarbenen Blättern.
Eine von der Zeit getragene Magie. Ich sehne mich nach Freizeit.
Ich aß nichts. 

Ich wünschte mir einen Lindenblütentee mit Honig. Das Wetter ist passend dazu. 
 Nachbarn von Oma hatten immer Bienen. 
Und sie schwirrten auch in Oma's Garten herum. Zwischen den Blumen, bei den Sonnenblumen, in den Maulbeerenbäumen, in den Lindenbäumen und Kastanienbaumkerzen auf den Straßen. Ich hatte Angst vor Bienen. Sie stechen nur wenn man sie bedroht. Trotzdem konnte ich ihr Summen nicht ausstehen. Aber sie schenkten uns immer so viel Honig, dass wir nie welchen kaufen mussten.
Lindenblütentee erinnert mich immer an Mama.
Sie konnte den besten Lindentee mit Honig zaubern. Als isch sie eines Tages fragte wieso ihr Tee so gut schmeckt, lachte sie uns sagte: "da sind  zwei Tropfen Liebe drinnen und Geduld. Trinke ihn wenn er noch ganz warm ist. Unten am Tassenboden liegen zwei Tropfen Geduld."
Ich machte riesengroße Augen und schluckte den noch fast heißen Tee herunter. 
Geduldig bin ich heute immer noch nicht, honigsüß ist relativ, aber ich mag Geschirr mit gemusterten Boden. 

Ich war noch Schülerin(im letzten oder vorletzten Jahr des Lycée) lud mich ein Mitschüler zum Café au lait in ein schönes gemütliches Nachmittagscafé ein. Damals trank ich weder Kaffee noch vertrug ich Milch. "Dann zu einem Kamillentee," bat er. 
"Ich bin nicht krank um Kamillentee zu trinken!" rief ich.
"Komm schon, wir finden etwas für dich!" beharrte er.
Wir setzen uns in die hinterste Ecke des Café's. Unser Schülerstammplatz.
Die Bedienung kam an den Tisch um unsere "Bestellung" entgegen zu nehmen. 
"Haben Sie Lindenblütentee?" fragte ich und schämte mich zugleich für meine Extrawünsche. Und sie hatte.
Sie hatte Lindenblütentee. Ich freute mich wie ein Kind und die Bedienung lachte über mein Gehabe.
Als sie noch ein Portionsgläschen Honig dazustellte war ich wunschlos glücklich.
"Löscht die Kerzen wenn ihr geht!" sagte sie als er bezahlte. Sicherlich war der Tee mit Liebe gemacht. Denn Oma und Mama wussten bevor ich nach Hause kam, dass ich mich über den Lindenblütentee sehr gefreut hatte und sehr artig und höflich war. 
"Ah das alte Tratschblättchen!" murmelte ich verlegen. Base Ésther wollte mich nur bei Oma loben. Sie hatte mich irgendwie gern. Für meine Art oder weil ich mit ihr auch gute Gespräche führen konnte. Und für uns Schüler hatte sie immer ein "Extra". Ich war verärgert aber nicht auf sie, sondern auf die zu Hause, denn da wollte man nicht dass ich in "männlicher" Begleitung in irgendein Café gehe. Was würden die Leute sagen?

Und es endete mit einem Streitgespräch zwischen Oma, Mama und mir. Ich hatte keine amoureusen Gedanken im Kopf . Ich war zu dem Zeitpunkt noch so kindisch, noch so verspielt. 
Oma konnte beleidigend und Mama sarkastisch und ironisch werden. "Was willst denn mit dem?" Und Mama fragte ob er wenigstens drei cm vor der Nase etwas gesehen hätte.
Opa mischte sich schneller als üblich ein. "Ihr zwei blöde F..... lasst das Kind in Ruhe. Und schaut euch selber an! Dann wurde er beleidigend und ich rannte raus und schlug die Tür extra heftig zu. Sie wollten mich beschützen, aber wovon denn? Ich verliebte mich erst Jahre später richtig. Und Liebe ist immer nur das was man selbst daraus macht.
Danach sprachen wir ein paar Tage nur das Nötigste.
Für "Leck mich am Arsch alte Schachtel, Oma,"  erhielt ich von Mama eine Ohrfeige. Ich machte ein paar flinke Schritte zurück, so konnte sich mich nur an der Wange streifen.

Und ich ging weiterhin mit Schulkollegen und Freunden ins Café. 

Trotzdem liebe ich bis heute Lindenblütentee. Nach Jahren treffen wir uns "Ehemaligen"immer noch für einen Lindenblütentee mit Honig und reden über die Götter und die Welt, über die eine oder andere Liebe, über das Leben.Und da er wieder in seinem Elternhaus wohnt, treffe ich auch ihn, wenn ich nach Hause fahre. Er ging seinen Weg, ich meinen. Es war nie mehr als Gute Freundschaft zwischen uns. Ob es ihm dmals etwas ausmachte, von vielen nicht gemocht zu werden nur weil er nicht gut sah und nicht überall dabei sein konnte, fragte ich ihn nie. b es ihm etwas ausmachte auch von den Lehrern ausgegrenzt zu werden, fragte ich nie. Er machte sein Studium in Forstwirtschaft und liebt seinen Job. Warum er nie geheiratet hat, auch nicht. Ich frage nicht gerne jemanden aus. Nicht weil es mich nicht interessiert, sondern weil jeder Mensch seine Intimität und sein innerliches Leben hat, die man respektieren sollte.
Im Streit verletzt man jemanden zu sehr damit, weil man genau weiß wo der wunde Punkt zu finden ist.

Ich weiß nicht mit welchen Augen er mich sieht. Seine Sehkraft ist immer noch schlecht, aber verschlechtert sich nicht.  Ich sehe ihn mit braunen Augen und freundschaftlich an.
"Du wirst nie erwachsen werden!" lacht er.
"Egal!" Ja, nein, es ist mir nicht egal, das ist nun mal meine Natur. Und ich ecke damit oft an.

"Wenn du etwas machst, mach es mit Liebe." denke ich an die Worte von Mama.

Es gibt so viele verdammte Arten von Liebe......
so viele.....wie es Arten von Lindenblütentee gibt. Mit Honig, mit Zucker, mit ohne Alles.


Ich versuche alles besser zu machen und mit Liebe. Alles wird besser wenn es die Liebe anspornt ... einen Tee, einen Kaffee, ein Mensch den man liebt.


Seitdem habe ich versuche, diese Liebe zu geben, die meine Seele braucht, um besser zu werden.





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