mercredi 18 septembre 2019

Tante Johanna

Vor zwei Wochen habe ich noch mit ihr telefoniert. Meine Tante hasst(e) Smalltalks. "Wie geht es euch?" Das war ihr Intro und dafür wollte sie unbedingt eine Antwort haben. Dann legte sie los. Sie war ein sehr direkter Mensch und die Gedanken, auch die Herzgedanken flogen nur so aus ihrem Mund heraus.
Sie wusste alles. Sie hatte ihre Augen und Ohren überall. "Das solltest du wissen....." Sie war unsere Familien-Tratschtante.
Sie lästerte nicht. Sie hatte nur gute Worte über jemanden. Vielleicht pickte sie nur das Gute, Schöne aus uns heraus, weil sie m Menschen nur das Gute sah. Ich weiß es nicht.
Wenn sie über jemanden wütend, oder von jemanden enttäuscht war, fand sie dennoch milde Worte. Sie war die älteste der drei Geschwister.

In letzter Zeit klagte sie über Magenschmerzen, über ihre Gewichtsabnahme und dass Onkel sie als Fliege bezeichnete, weil sie immer leichter wurde.
Sie tat es lange Zeit ab. Sie bewirtschaftete noch ein bisschen Feld und Garten. Und sie liebte ihr Federvieh. Sie züchtete Hühner, Gänse und Enten und hatte einen Marktstand. "Mit nichts, kommt nichts."
Als ich mit ihr telefonierte, sagte sie, dass sie zwar noch Magenschmärzen hätte, aber die wären nicht die Rede wert.
Am Sonntag brach sie in der Küche zusammen, zog die Pfanne vom Herd mit, und verbrannte ihre Hand mit heißem Öl.

Mein Onkel verarzte sie auf ihre Anweisungen hin,  wie er konnte und brachte sie erst am Montag  Morgen ins Krankenhaus. "Ich habe nicht mehr auf sie gehört, rief den Retteungswagen, schnappte sie, zog sie an, was ich schnell fand und ließ sie einfach schimpfen und weinen."

Sie wurde gründlich untersucht und danach sofort in den OP geschoben.
Nach der OP ging es ihr zwar besser, aber man erklärte meinem Onkel, dass man nicht mehr viel für sie tun konnte.
Er rief  darauf hin die ganze Verwandschaft an. Er war optimistisch, denn es ging ihr nach der OP doch so gut. Und er soll ruhig heimfahren und er sie gab ihm noch Anweisungen. Es soll sich zusammenreißen, er wäre hilflos wie ein Kleinkind. Noch gestern Nachmittag um 16:00 verstarb sie.

Onkel rief mich gegen 20 Uhr an. "Was mache ich jetzt ohne sie?" fragte er.
Ich konnte ihm keinen Vorwurf machen. Was macht man? Weiter machen. Irgendwie geht es schon.

Ich musste gestern hier alles regeln. Musste Zoé und Nöelle zu Oma Elke bringen, wir mussten unseren Arbeitgebern bescheid geben. So einfach Urlaub zu bekommen ist fast unmöglich. Ich musste mir einen fetten Vortrag anhören. " Geh, geh....mein Beileid."  Lars konnte sich diese Woche Freizeitausgleich nehmen. Bei denen geht alles über E-mail.

Ich muss packen und fahre los.

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