jeudi 15 juin 2017



Die Wanduhr zeigt uns 23:35. Es ist schon kurz vor Geisterstunde. Obwohl ich nicht daran glaube, träume ich häufig von den besonderen Menschen in meinem Leben die der Himmel verschluckt hat. Sie sind nicht mehr greifbar, so wie der Himmel nicht greifbar ist.

Gemeinsam liegen wir in meinem Bett, immer noch viel zu wach und viel zu spät in Anbetracht der wenigen Stunden später, die mein Wecker klingeln wird. Du liegst halb auf mir, ich spüre, wie sich dein Körper im Takt deines Atems hebt und senkt. Mein eigener Atem geht flach, kaum spürbar. Deine Arme um mich gelegt, meine Hände in deinem Rücken. Du hältst mich fest, und ich mich an dir.

Du bist still. Du hast eine Art stumme Akzeptanz der Dinge. Du gehst selten auf Konfruntation mit mir. Ich schließe die Augen, um dich nicht zu einer Diskussion herauszufordern, in der du mir eh immer recht gibst. Ich kann nicht einschlafen und es liegt in meiner Natur dich zu provozieren.

"Meinst du wir schaffen es?" frage ich leise.

"Was meinst du?" fragst du ebenso leise.

"Alles!"

"Werde bitte konkret!" Zunächst sprichst dunoch leise. Dann irgendwann so, wie ich es von dir gewohnt bin. Leise aber bestimmend.

"Na, Umzug, Job, und uns etwas aufzubauen."

Du holst mich raus aus diesem blöden Karussell, in dem meine Ängste und meine Gedanken auf unzähmbaren Wildpferden reiten.

Und du zählst mir alle Möglichkeiten auf, wie wir das schaffen.

"Das sagt mein Gefühl." beendest du deinen Satz wie immer.

Und du hältst meine Hand, damit ich plötzlich so viel seltener ins Wanken gerate. Aber selten ist nicht nie. Und ich will nicht mehr so viel Angst haben vor dem was kommt und wie es kommt und keine Zweifel daran hegen.

Du bist zuversichtig, Das ist deine Art. Du vertraust deinem Gott und bist felsenfest davon überzeugt, dass man mit Liebe und Zuversicht und Geduld alles hinbekommt. Ich habe sehr wenig Geduld und ich habe kein Gottvertrauen. Und Kerzen verbinde ich zwar mit Leben und Nostalgie und Romantik, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein Gott sich dafür interessiert ob ich eine Kerze anzünde.

Vielleicht bin ich doch noch nicht alt genug, um die Erfahrungen aus meinem Kopf zu löschen. Vielleicht niemals alt genug dafür. Kann manchmal nicht verstehen, dass Problemlosigkeit nicht nur ein trügerisches In-Sicherheit-Wiegen ist. Dass man ohne Sorgen auskommen kann und dass ein Laissez faire, laissez passer eben nicht zwangsläufig das Vorspiel eines großen, bedrohlichen Abers ist.

Manchmal, wenn der Tag seine Farben verliert und grau wird, bevor es Nacht wird und ich mich nicht einmal mehr traue aus dem Fenster zu sehen, dann flüstere ich dir zu, dass all diese Ängste da sind. Lege dir mein Innerstes offen mit all seinen Rissen und bin jedes Mal aufs Neue erstaunt darüber, dass du einfach ruhig liegen bleibst. Mich weiterhin festhältst und mir zwar niemals etwas versprichst, was du nicht versprechen kannst. Mir aber umso mehr zeigst, dass ich all das mit Liebe überwinden kann. Und wenn du mich dann so innig und wild küsst, dass ich nicht aufhören kann deine Küsse dreifach und zu zehnfach zu erwidern, und wenn wir verrückt und kindisch und unüberlegt und so verdammt schön albern sind, dann bringst du mir bei, wie Loslassen geht.

Und wenn ich dasitze und sage, dass ich mir selbst auf die Nerven gehe, dass ich anstrengend bin und dass du dir das alles mit mir nochmal gut überlegen solltest. Wir hatten schon Chaos genug. Er reicht für mein ganzes Leben.  Dann lächelst du mich an und zuckst mit den Schultern. Und wenn ich sage, ich hätte dich gewarnt, dann bedankst du dich. "Sehr lieb von dir, aber ich weiß das alles."

Und bleibst.

Dennoch.

Bringst mir damit Tag für Tag mehr bei, dass ich ganz langsam glauben darf, dass Festhalten bei dir wirklich Festhalten bedeutet. Und dass du eben nicht loslässt.

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