mardi 3 octobre 2017

Manchmal sind die schönsten Farben in ihrer Tiefe …….traurig.

Mir gegenüber saß ein Mann. Etwas erschöpft, schläfrig und etwas in Gedanken versunken. 
Ich frage und erzählt über sich. Wir nennen das Anamnese( anámnēsis)
“Sind sie Raucher?”
Er ist seit einiger Zeit Nichtraucher.
“Trinken sie Alkohol?” 
Gelegentlich trinkt er mal ein Glas Wein oder ein Bier.
Seine Hände zittern leicht. Seine Finger(schön geformt) sind blutleer, seine gepflegten Fingernägel haben die Farbe einer hellen Malve(mauve). Er war nicht nervös.
Ein Taxi hat ihn gebracht. Niemand hält seine Hand.
Die Augen.
Ich sehe ihn an. Ich blickte in schöne blaue Augen. Die schönsten die ich je gesehen habe. 
Es ist zwei Uhr dreißig am Frühen Morgen. Nach sieben Stunden Dienst darf ich auch müde sein. Aber ich war konzentriert. Konzentrierter als sonst.
Ich sehe ihn an, als würde ich ein Wesen ansehen.
“Tragen sie Kontaktlinsen?” 
Er hat eine Brille die er nur während des Autofahrens trägt. Sonst nie.
Und ich stelle noch ein paar Fragen. Und er antwortet und erzählt.  Er sagt wieso er  da ist. Ich erkläre ihm was jetzt getan werden muss.  Er hat Humor und Charisma. 
Seine Augen. Ich verliere mich fast in diesen tiefblauen See. 
Und er sieht mich an. Er starrt mich an. Tintentiefblau.
Und er folgt mir nicht. Ich rede und er bleibt stumm. 
Ich stehe auf. Er bleibt sitzen. 
Er kann nicht mehr stehen. Er hat eine vorläufige Diagnose. Und es geht weiter.....
Ich rufe meinen Assistenten. Und auch ein paar Kollegen. Und die rufen die diensthabende Sandfrau. Wir haben einen Notfall.
Und diese Augen, diese Farbe, dieses Meer habe ich die ganze Zeit vor Augen. Und es muss schnell gehen. Die Vorbereitung .......die Augen. 
Ich bete zu allen meinen Göttern(ich weiß gar nicht ob es einen Gott gibt) aber ich bete….ich glaube an Schutzengel. 
Für ihn, für mich, für die Farben, für den wütenden Himmel oder das stürmige Meer.
Irgendwann am späten Morgen, als die Uhr neun zeigte, stand ich mit Kollegen neben seinem Bett. Es geht ihm “gut” und er lächelt. 
Es wird noch Monate dauern bis er gesund ist. Seine Augen werden nicht mehr  so tiefblau wie Tinte sein. Aber mit welcher Nuance er die Welt sehen wird ist doch egal.
Nur nicht so tintenblautraurig.
©Émilia

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