mardi 19 décembre 2017

Das Gute, wenn man an Zeichen glauben kann ist, dass sie auf die verwirrenden Fragen des Herzens, eine Antwort bereit haben, die eine Orientierung geben, wohin der Weg einem führt.
Das Schlechte an den Zeichen ist, dass sie noch mehr Fragen aufwerfen und dass, das einem zurückwirft, gerade dann wenn man nicht weiter weiß.

Ich glaube zwar nicht an Zeichen, trotzdem denke ich manchmal darüber nach.

Der besondere Termin war gestern.
Wir saßen im Warteraum der Praxis. Ich hatte Angst vor dem Ergebnis der Untersuchung und konnte deswegen keinen klaren Gedanken fassen. Ich bin doch eh die Unruhe selbst und seine Angst hatte ich noch zusätzlich wie ein Magnet angezogen.
Ich konnte kaum atmen, so viel Angst hatte ich.
"Beruhige dich, es ist alles in Ordnung." Seine Stimme war sehr leise, und sehr unsicher, als er mir zu erklären versuchte, was ich eh weiß. Seine Nähe tat mir gut.
Vis à vis saß eine Frau mit einem Neugeborenen(7 Tage alt, sagte sie) für eine postnatale Untersuchung. Das Baby schrie die ganze Zeit. Sie ließ es schreien. Der Kinderwagen diente als Wiege. Sie wiegte es. Sie nahm es in den fünfzehn Minuten, wo wir da saßen nicht in den Arm.
Sie schüttelte an dem Kinderwagen herum und hackte mit ihren Kunstkrallen auf ihrem Handy herum wie eine Krähe.
Mir wurde langsam übel. Übel vor Angst, übel weil ich vor Aufregung nichts gegessen habe.
Sie sah mich an, musterte mich.
"Sie haben das alles noch vor sich." sagte sie.
"Aber ja." Was sollte ich ihr sonst antworten? Ich kann mich nicht in ihre Privatspäre einmischen. Steht mir nicht zu. Ich wollte ihr sagen, sie soll den Kleinen(die blaue Farbe dominierte) in den Arm nehmen und mit ihm sprechen. Wärme beruhigt. Langsam füllt sich auch das Wartezimmer.
Jeder Patient hat seine Geschichte. Für einen Augenblick hätte ich gerne die eine oder andere Geschichte erfahren.


Endlich!
Ich wurde aufgerufen und wie in Trance bewegte ich mich Richtung Untersuchungsraum.
"Oh ganz schön gewachsen, seit dem letzten Mal. Wir erreichen die 3 Kg. Gutes Zeichen." Das hört sich ja schon positiv an.
"Es geht mir auch gut! 3000g reichen vollkommen. Hauptsache gesund, das ist wichtiger." Ich erzähle ihr was sie wissen muss über die Cardio usw. Und während der Untersuchung waren wir in einem Fachgespräch vertieft.
Das Gespräch lenkte mich von meiner Angst ab und es tat mir gut, mit jemanden auch über die tiefsten Ängste zu reden.
Und nach ganzen 10 Minuten und 10 gefühlten Ewigkeiten konnten wir aufatmen.
Die Ergebnisse sind gut.
"Jetzt könnt ihr euch entspannen und die Feiertage genießen. es ist alles gut."
Alle Felsbrocken fielen mir vom Herzen.
"Vorsichtshalber, sollten wir nocht doch eine Sectio machen?"
"Ja nein!Wenn es nicht dringend Priorität hat, dann nicht!" Ich bin jetzt nicht mehr da mit den Gedanken. Jetzt freue ich mich. Ich hole alle Freude nach, die mir die Angst genommen hat.
Im Flur umarmten wir uns. Es war die längste Umarmung. Wir wollten uns gar nicht mehr von einander lösen.

Ich musste zum Spätdienst. Leider.
Ich fühlte mich so leicht, ich hatte so viel Energie.
Mein Diensthandy klingelte und ich dachte: "ich habe noch knappe drei Stunden, die ich genießen möchte."
Mein Kollege. Wenn er anruft ist es megawichtig. Dann ist es dringend.
"Hey, störe ich?"
"Nee! Sag schon!" Ich war neugierig. Ich hatte ein ungutes Gefühl.
"Kannst du meinen Nachtdienst machen? Die ganze Familie liegt mit Grippe flach. Ich übernehme deinen Heiligabenddienst."
"Wehe wenn nicht!" Er kennt meine Sprüche, er kennt meinen Humor und er weiß wenn ich auf 180 bin und er mich nicht ansprechen kann. Es sei denn er hört mich gerne schimpfen. Und er ist humorlos.
" Ich habe den Plan schon geändert. Du bist ein Schatz!"
"Ich gebe mir Mühe. Dann bis heute Abend. Lass mir nicht zu viel Arbeit, ja!?"
Verschiebungen sorgen für bisschen Chaos, weil man ja das Team wechselt und OP müssen verschoben werden.

Ein Glückstag für mich.

Seine Mama rief an. beim letzten Telefonat hatte ich ihr vom bevorstehenden Termin erzählt.
Sie erzählte mir, dass sie sich den Termin im Kalender notiert hat.
Lars ist nicht das Mamakind und die Distance die er zu seiner Familie hält ist riesig.

Immer dieses Eltern - Kind - Chaos. Von allen Seiten wird zu viel erwartet. Das ist auch alles. Mehr ist es nicht. Zwei Jungs die als Schlüsselkinder aufgewachsen sind deren Mutter hart arbeiten musste um sie durchzubringen. Sie hat ihnen alles gegeben was sie nur geben konnte. Beide haben studiert, beide haben auch die nötige Liebe erhalten. Als Erwachsene haben sie sich einfach distanziert.
Auch Partner spielen eine große Rolle. Ich möchte keine Familiendistance. Ich habe mein ganzes Leben versucht etwas zusammenzuhalten, was nicht immer zu halten war.

Ich habe seine Mama die ganzen vier Jahre nicht mehr als vier Mal gesehen. Traurig.
"Soll ich dir Lars geben?" fragte ich höflich. Sie steht ja ihrem Sohn näher als mir.
"Ach nee, lass den mal. Ich wollte nur wissen wie es dir geht und wie es meiner Enkelin geht?"
Zu den den Enkeln von ihrem anderen Sohn  hat sie keinen Kontakt. Wird man irgendwann als Mutter unwichtig?
Und wir reden länger als eine Stunde miteinander. " Er ist mein Sohn, aber er ist ein schwieriger Mensch, wie sein Vater."sagte sie leise als hätte sie jemanden verraten.
"Finde ich gar nicht! Er ist der liebste Mensch der Welt. Du hast ihn gut erzogen!" Ich hörte sie weinen und sie tat mir so leid.
"Was machst du an Weihanchten?" fragte ich. Es war keine Pflichthöflichkeit. Ich mag nur keine Familiendistance.
"Ach gar nix. Werde Musik hören, in die Kirche gehen und ausruhen." Ich habe Schwierigkeiten das eine oder andere Wort zu verstehen, weil sie weinte.
"Hast du Lust zu uns zu kommen? Ich habe Heiligabend dienstfrei und Lars hat Frühdienst. Musst ja nicht allein zu Hause sitzen?"
"Und was sagt Lars dazu?" fragte sie vorsichtshalber.
"Nichts. Der darf nicht viel sagen. Meine Entscheidung." Und wir lachten beide.

"Haben wir jetzt eine volle Bude zu Weihnachten? fragte Lars und es passte ihm nicht wirklich. "Eigentlich..."
Weiter kam er nicht denn ich erklärte ihm, dass es kein Eigentlich gibt.
"Hexenweiber!"
Niemand sollte Weihnachten allein verbringen.
Wenn man volle Bude gewöhnt ist, kann man nicht plötzlich allein sein.
Ich bin kein Gesellschaftsmensch und ich mag es nicht laut um mich herum. Aber wir können uns nicht nur auf uns konzentrieren. Es engt ein.
Wir haben keinen Grund für Partystimmung, denn wir haben viele Menschen verloren.
Aber so ist nun mal das Leben.
Und ich habe nicht vor mich immer wieder zurückzuziehen. Ich möchte meine wilde Natur zurückhaben.








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