Mit vorzeitiger Lösung der Placenta - also OP-reif.
Lauthals brüllte sie nach einer PDA.
Während ich sie in Empfang nehme, da der Notarzt schon alles in die Wege geleitet hat, dass sie so schnell wie möglich in OP kommt, schrie sie weiter nach einer PDA als wäre es ein Wunder.
"Brauchen Sie nicht, sie bekommen Vollnarkose und eine Sektio," versuche ich sie zu beruhigen.
"Ist es Bosheit/ Langeweile/ dümmliche Bürokratie Blut abgenommen und Braunülen gelegt zu bekommen?" schrie sie weiter.
"Nein aber jetzt ihn Ihrem Zustand sehr wichtig," versuche ich sie zu beruhigen. Innerlich war ich auf 180.
Welcher Frauenarzt und welche Hebamme hat sie in ihrem Wunsch nach Hausgeburt bestärkt?
Egal! Keine Zeit darf sinnlos verloren werden.
„Im Krankenhaus kann AUCH viel schief gehen!“ schrie sie weiter.
Aber ja, denke ich, während ich vorbeieile um mich einsatzfertig zu machen.
Bei Geburten schlechthin kann IMMER etwas schief gehen. Es gibt keinerlei Garantie auf komplikationsloses Entbinden, egal, wie schön die Schwangerschaft davor war, wie groß oder klein das Kind, wie oft Mama schon geboren hat und wann und wie.
Eine Geburt ist wie spazieren gehen auf der Autobahn.
Ich bin keine Gegnerin der Hausgeburt – wer es möchte, darf es gerne tun. Aber man muss sich einfach darüber im klaren sein, das ein größeres Restrisiko für Komplikationen besteht, als bei einer Krankenhausgeburt. Klar – wenn es gut geht, sind alle froh, aber wehe, es passiert etwas…
"Ärzte machen gerne Kaiserschnitte." schrie sie den Sandmann und mich an.
Und ich muss zuerst erklären: große kräftige Frau, Kind über 4000g geschätzt und zu groß für den Geburtsweg. Ziehen oder schneiden ist für das Kind sehr unangenehm wenn das Köpfchen noch zu weit oben liegt.
Der Sandmann hat ja erst Dienstbeginn und ist geduldig
Und mein Geduldsfaden reißt, in dem Moment wo die Herztöne des Kindes steil sinken und sie über uns weiter lästert.
"Wollen Sie ein gesundes Kind auf die Welt lassen? Dann bitte jetzt Ruhe!"
Der Sandmann macht große Augen.
"Ja nein, guck nicht so wie ein frosch im Regen, leite die Narkose ein.
Hi hi hi und ha ha ha von allen Seiten.
Nach kuzer Zeit halte ich einen 4350 g schweren Jungen in den Händen. Oh was für ein Brocken. Und wie er brüllen kann.
Um 21: 45 Uhr gebe ich dem Diensthabenden die Hand und wünsche ihm eine ruhige Nacht.
Im anderen OP ist schon Hochbetrieb, also schreibe ich ein paar Nachrichten.
Der Tag geschafft und ich schlaflos.
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